Rahmenrichtlinien für Projektgruppen

In der Veranstaltungsform "Projektgruppe" bearbeitet eine Gruppe von in der Regel 8-15 Studierenden über den Zeitraum eines Jahres (zwei Semester) ein vom Veranstalter vorgegebenes Thema. Themen von neu zu beginnenden Projektgruppen werden in einer gemeinsamen Veranstaltung vorgestellt. Interessenten können dabei die Voraussetzungen für die Teilnahme klären und eine Projektgruppe belegen. Sämtliche Projektgruppen der Informatik werden ausschließlich in englischer Sprache abgehalten.

Projektgruppen haben einerseits Ziele, die die Persönlichkeitsbildung der Teilnehmer unterstützen und andererseits Ziele, die sich an den bearbeiteten Inhalten orientieren.

In der Projektgruppe wird Teamarbeit und Organisation eines Projekts praktisch erprobt und erlernt; hierdurch werden die Teilnehmer auf die spätere industrielle Berufspraxis vorbereitet. Die Studierenden lernen umfangreiche Entwicklungsprozesse im Team aus eigener Anschauung kennen. Durch die ausdrückliche Arbeitsteilung entsteht der Zwang, über eigene Arbeiten innerhalb der Gruppe zu berichten und die Ergebnisse zu vertreten.

Inhaltlich sollen Projektgruppen die Studierenden an aktuelle Forschungsthemen, die typischerweise aus dem Interessengebiet der Veranstalter stammen, heranführen. Insofern sind Projektgruppen - zwar nicht primär, aber auch - Hilfsmittel der universitären Forschung. Für die Studierenden bedeutet dies, dass die Absolventen einer Projektgruppe im allgemeinen auch prädestiniert sind, im Anschluss Masterarbeiten aus dem betreffenden Gebiet zu übernehmen.

Das zu bearbeitende Thema bzw. Problem sollte aktuelle Forschungsfragen widerspiegeln - zur Motivation der Gruppe und als Vorbereitung auf mögliche Anschlussarbeiten. Andererseits sollte das Thema dem Leistungsumfang einer Arbeitsgruppe von Studierenden, die in dieser Veranstaltung lernen können sollen, angemessen sein. Gleichgültig in welchem Arbeitsgebiet eine Projektgruppe veranstaltet wird, sollten die Teilnehmer innerhalb der Arbeit ein dem jeweiligen Arbeitsgebiet angepasstes methodisches und systematisches Vorgehen erlernen. Falls die Erstellung von Software Hauptziel der Veranstaltung ist, sollten die Methoden und Techniken der Softwareentwicklung, wie sie im Informatik-Studiengang gelehrt werden, systematisch eingesetzt werden.

Es muss sichergestellt sein, dass die Teilnehmer die inhaltlichen Voraussetzungen erfüllen und dass sie an der Thematik interessiert sind. Projektgruppen leben von der Motivation der Teilnehmer. Falls die Zahl geigneter Interessenten die sinnvolle Größe einer Projektgruppe übersteigt, sollen Bewerber bevorzugt berücksichtigt werden, die einen Projektgruppenplatz dringend benötigen, um ihr Studium abzuschließen.

Die Projektgruppe sollte als höchstes Organisationsprinzip die weitgehende Selbstorganisation verwirklichen. Das wird erreicht durch

  • eine Diskussion am Anfang der Projektgruppe über die gesetzten bzw. zu setzenden Ziele zusammen mit dem Veranstalter;
  • Erarbeitung der Kenntnisse über und die Auswahl der für das Thema relevanten systematischen Vorgehensweisen, Methoden und Werkzeuge - typischerweise in einer initialen Seminarphase;
  • konsequente Vergabe von "Posten", d.h. Verteilen von Verantwortlichkeiten innerhalb der Gruppe;
  • Herausfinden und Fördern von besonderen Talenten, die in der Gruppe gegeben sind, bzw. sich - etwa durch Seminarvorträge oder die Aufgabenverteilung - ergeben;
  • Aufbau einer prozessorientierten Personalstruktur, ähnlich einem industriellen Entwicklungsteam;
  • Delegieren von Unteraufgaben an Kleingruppen, die anschließend berichten;
  • regelmäßige Vorträge zum Arbeitsfortschritt Einzelner und von Kleingruppen;
  • die stark verteilte Erstellung eines Zwischen- und Endberichts.

Die Selbstorganisation findet ihre Grenzen, da am Ende die Veranstalter die Teilnahme individuell beurteilen müssen. Um der Fairness willen sollte auf folgendes geachtet werden:

  • Alle Teilnehmer sollten nach Möglichkeit zu Arbeiten in allen auftretenden Tätigkeitsprofilen (z.B. Programmierung, Dokumentation, Berichtserstellung, Arbeitsorganisation) herangezogen werden;
  • vollständige Überdeckung der Teilnehmer mit Ämtern, bzw. Vermeidung von "Ämterhäufung";
  • Kontrolle der Gesamtarbeitsleistung Einzelner für die Gruppe und Sorgen für Ausgleich bei ungleicher Verteilung;
  • Beachten und Kontrolle von weitgehend vollständiger Anwesenheit aller Teilnehmer während beider Semester.