Rahmenrichtlinien für Übungen

Übungen werden als Teil einer Lehrveranstaltung durchgeführt. Sie gehören i.a. zu einer Vorlesung. Unter dem Begriff Übungen werden Kombinationen folgender Formen verstanden:

  • betreute "Gruppenübung" mit einer Gruppe von ca. 15 Teilnehmern der Lehrveranstaltung,
  • "Zentralübung" für alle Teilnehmer der Lehrveranstaltung,
  • "Hausaufgaben", die regelmäßig gestellt und von den Teilnehmern selbständig bearbeitet werden.

Die Studierenden sollen in den Übungen Fertigkeiten und Methoden zum Lehrstoff durch Bearbeiten von Aufgaben praktisch erfahren und einüben.

Die Teilnehmer sollen sich selber aktiv an der Bearbeitung von Aufgaben beteiligen, um den Umgang mit dem Lehrstoff zu festigen.

Die Teilnehmer sollen kooperative Lern- und Arbeitsformen praktizieren, Lösungsprozesse im Dialog artikulieren, Alternativen begründen und diskutieren. Dadurch sollen wichtige Schlüsselqualifikationen gefördert werden.

Die Teilnehmer sollen durch die Übungen dahin geführt werden, dass sie Aufgaben, die für den Lehrstoff typisch und wichtig sind, selbständig bearbeiten können. Dies dient auch der Vorbereitung auf Klausuren und Prüfungen.

Die Übungen sollen den Teilnehmern schon während der Lehrveranstaltung Information darüber geben, wie weit sie den Lehrstoff beherrschen.

Übungen werden zur Zeit in verschiedenen Varianten durchgeführt, die sich in der Ausgestaltung der Gruppenübung und in der Kombination der drei Elemente Gruppenübung, Zentralübung und Hausaufgaben unterscheiden. Wir beschreiben hier zwei Varianten, deren Gestaltungselemente auch kombiniert werden können:

A. Betreute Präsenzaufgaben: Zu jedem Termin der Gruppenübung werden eine Reihe von "Präsenzaufgaben" vorbereitet, die jeweils in recht kurzer Zeit lösbar sind. Sie werden von mehreren kleinen Gruppen von 3 bis 5 Personen gemeinsam bearbeitet. Sie diskutieren die Aufgabenstellung und Lösungsideen und entwickeln gemeinsam Lösungen. Die Betreuer übernehmen die Rolle von Moderatoren und Beratern. Einige der Präsenzaufgaben können auch als Vorbereitung für die selbständig zu bearbeitenden Hausaufgaben vorgesehen werden oder typische Fehler aus den Lösungen der Hausaufgaben aufgreifen. Der Stoff der Vorlesung kann hier ohne zeitlichen Verzug behandelt werden. Diese Form der Gruppenübung betont das Ziel des aktiven und kooperativen Lernens aller Teilnehmer.

Die Gruppenübung wird nicht dafür verwendet, um die Lösungen der Hausaufgaben vorzustellen. Dies kann in einer Zentralübung geschehen, in der auch methodische Aspekte dazu vermittelt werden. Die Zentralübung soll sich aber nicht auf die Übermittlung einer Musterlösung beschränken, sondern auch den Lehrstoff rekapitulieren, Fragen dazu beantworten und zu Diskussionen anregen. Die reine Musterlösung kann in schriftlicher oder elektronischer Form verfügbar gemacht werden. Individuelle Rückmeldungen sollten für alle oder einige Aufgaben durch Rückgabe annotierter Lösungen gegeben werden. Wenn die Studierenden ihre Lösungsmethoden an Hand von Annotationen oder der Musterlösung selbständig überprüfen können, kann auf die Vermittlung durch eine Zentralübung verzichtet werden.

B. Besprechung der Hausaufgaben: In dieser Variante steht die Auseinandersetzung mit den Hausaufgaben im Vordergrund. Außerdem kann bei Bedarf Vorlesungsstoff rekapituliert und können Fragen dazu beantwortet werden. Bei der Auseinandersetzung mit den Hausaufgaben werden insbesondere methodische Aspekte ihrer Lösung erarbeitet und diskutiert. Die Darstellung vollständiger, formal exakter Lösungen kann ggf. durch Bereitstellung von Musterlösungen erfolgen. Betreuer halten Teilnehmer dazu an, ihre eigenen Lösungen oder Lösungsansätze vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. Schriftliche Lösungen sollten vom Betreuer korrigiert und kommentiert werden. Im Falle zu großer Gruppen werden hierfür ggf. nur einige der Aufgaben ausgewählt. Eine Zentralübung erübrigt sich in diesem Modell. Diese Form der Gruppenübung betont das Ziel, die Lösungen auch von komplexeren Aufgaben, deren Bearbeitung den Rahmen von Präsenzübungen sprengen würde, methodisch aufzuarbeiten.

Es können auch Mischformen aus A und B eingesetzt werden, in denen die Elemente "Diskussion des Lehrstoffs", "Besprechung ausgewählter Hausaufgaben" und "Bearbeitung von Präsenzaufgaben" in je einer Übungs(doppel)stunde kombiniert oder alternierend genutzt werden. Solche Mischformen bieten sich auch deswegen an, weil sie zu einer abwechslungsreicheren und damit für die Studierenden zu einer attraktiveren Gestaltung der Lehrform "Übung" führen.

Die Gruppenübungen sollten von studentischen Tutoren, Tutorinnen, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen, Dozenten oder Dozentinnen betreut werden. Sie sollten mindestens einmal an einer Schulung für die Gestaltung von Übungsgruppen und die Moderation von Kleingruppenarbeit teilgenommen haben. Das Institut bietet solch eine Schulung einmal pro Jahr an. Die Leiter der Arbeitsgruppen sollten ihren Mitgliedern die Teilnahme ermöglichen und nahelegen.

Eine Zentralübung sollte vom Dozenten, der Dozentin, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin abgehalten werden.

Die Vorbereitung der Übungen soll sicherstellen, dass die Themen und Aufgaben inhaltlich und zeitlich in engem Bezug zur Vorlesung stehen (bzw. der Veranstaltung, die den Lehrstoff vermittelt).

Wenn der Lehrstoff den Einsatz von Werkzeugen erfordert oder nahelegt, sollten sie auch in den Übungen praktisch angewandt und nicht nur darüber gesprochen werden.

Das Volumen der Hausaufgaben und ihr Schwierigkeitsgrad sollte in angemessener Relation zur Stundenzahl der Veranstaltung stehen. Als Richtwert veranschlagen wir den wöchentlichen Aufwand für Veranstaltungen der Form Vorlesung mit Übungen mit dem Zweifachen der Semesterwochenstundenzahl. D. h. ein durchschnittlicher Teilnehmer der Zielgruppe sollte zur Vor- und Nachbereitung der Vorlesung und zur Bearbeitung der Hausaufgaben z. B. einer V4Ü2-Veranstaltung ca. weitere 6 Stunden aufwenden.

Die Hausaufgaben dienen auch der Vorbereitung auf die Klausur. Sie sollen deshalb in Art und Schwierigkeitsgrad auch daran ausgerichtet sein. Um die Motivation zur Bearbeitung von Hausaufgaben zu erhöhen, kann z. B. auch eine Aufgabe aus den Hausaufgaben als Klausuraufgabe erneut gestellt und dieses Vorgehen angekündigt werden.