140.000 Prozessorkerne, Hightech der allerneuesten Generation und dabei so kompakt wie ein Squash-Court: Am Freitag, 29. April, hat die Universität Paderborn ihr neues Hochleistungsrechenzentrum, das den Superrechner „Noctua 2“ beherbergt, feierlich eingeweiht. Herzstück des Forschungsbaus ist der rund 340 Quadratmeter große Rechnersaal, in dem das HPC-System (High Performance Computing) und dessen mögliche Ausbaustufen Platz finden. Außerdem sind in dem Gebäude Bürobereiche mit Arbeitsplätzen und eine IT-Werkstatt für die Mitarbeitenden des PC2 (Paderborn Center for Parallel Computing), das den Superrechner betreibt, sowie Besprechungs-, Labor- und Schulungsräume entstanden. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen haben den Forschungsbau und den Hochleistungsrechner Noctua 2 gemeinsam mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt 25,4 Millionen Euro finanziert. Die Universität Paderborn hat zusätzlich in die Anbindung an die Campusnetze investiert.
„Tragende Rolle für die Zukunft des Hochleistungsrechnens“
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW), stellte die Bedeutung des Standorts Paderborn für das Hochleistungsrechnen heraus: „Als eine überregionale Forschungsinfrastruktur wird Noctua 2 auch über Nordrhein-Westfalen hinaus eine tragende Rolle für die Zukunft des Hochleistungsrechnens in Deutschland einnehmen. Die Universität Paderborn ist schon heute ein wichtiger Standort des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums, der mit dem neuen Forschungsbau sowie dem Ausbau der Infrastruktur weiter gestärkt wird.“
„Mit dem neuen Forschungsbau haben wir schon heute beste Voraussetzungen für die Spitzenforschung von morgen geschaffen“, freute sich Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn. „Rechnergestützt arbeitende Anwender*innen können jetzt die passende Infrastruktur nutzen, um auch weiterhin international auf höchstem wissenschaftlichen Niveau zu konkurrieren. Das zeigt, dass die Uni Paderborn in diesem Bereich bestens für die Zukunft aufgestellt ist“, so Riegraf weiter.
Zugang zu modernesten Rechenkapazitäten
Expert*innen des PC2 erforschen die effiziente Nutzung von Supercomputern schon seit Langem. Die zentrale wissenschaftliche Einheit der Paderborner Universität betreibt Hochleistungsrechnersysteme zur Versorgung von Wissenschaftler*innen der gesamten Region Ostwestfalen-Lippe und bundesweit. Das Center bietet Spitzenforscher*innen mit Noctua 2 Zugang zu modernsten Rechenkapazitäten: „Mit mehr als 140.000 Prozessorkernen der neuesten AMD Milan CPU-Generation und besonders leistungsfähigen Nvidia A100 Grafikkarten-Beschleunigern verzehnfachen wir unsere bereits installierte Rechenleistung. Dadurch stoßen wir in eine völlig neue Größenordnung vor, mit der auch anspruchsvollste Computersimulationen in den Natur-, Material- und Ingenieurwissenschaften ermöglicht werden. Auch in der Computersystemforschung setzen wir durch einen weiteren Ausbau der Rechnerpartition mit besonders energieeffizienten, programmierbaren FPGA-basierten Hardwarebeschleunigern einen europaweit einzigartigen Schwerpunkt in Forschung und Infrastruktur“, erklärte Prof. Dr. Christian Plessl, Vorstandsvorsitzender PC2.
Supercomputer für 14 Millionen Euro
„Noctua 2“ ist der Name der zweiten Ausbaustufe des 2018 installierten „Noctua“-Hochleistungsrechners und wurde von Atos gebaut, führender Anbieter im Bereich HPC-Systeme. Der Rechner mit einem Gesamtfinanzierungsvolumen von mehr als 14 Millionen Euro ist der erste Supercomputer, der im neuen HPC-Rechenzentrum des PC2 Einzug hält. Bauherr und Eigentümer des Forschungsbaus ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW). Dinah Heidemann, kaufmännische Niederlassungsleiterin Bielefeld des BLB NRW, hält fest: „Als wir mit diesem Bau Ende 2019 gestartet sind, konnte noch niemand ahnen, dass wir bereits wenige Monate später – mitten in der heißen Bauphase – mit einer weltweiten Pandemie, mit Lockdowns, mit Quarantäneregelungen und vielem mehr auf der Baustelle umgehen mussten. Daher bin ich sehr glücklich, dass es gemeinsam mit unseren Partnern gelungen ist, dieses bemerkenswerte Gebäude im Zeit- und Kostenrahmen mit sehr gutem Ergebnis an die Universität zu übergeben.“ Udo Littke, CEO Atos Germany, ergänzt: „High-Performance-Computing ist eine riesige Lupe, die ganz neue Erkenntnisse in die Datenwelt ermöglicht, wo die klassische Rechenleistung von Computern an ihre Grenzen stößt: Quantum Computing als Art der Datenverarbeitung wird die Landschaft der künstlichen Intelligenz und der Datenanalyse massiv beeinflussen.“
In seinem Festvortrag, der den krönenden Abschluss der Veranstaltung bildete, ging Prof. Dr. Christof Schütte von der HU Berlin und dem Zuse Institut Berlin auf die Bedeutung von Hochleistungsrechnen als Motor für Innovationen ein.