Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte am 11.07. die Initiative Neue Mobilität Paderborn (NeMo), deren Projekt NeMo.bil sein Ministerium mit 17 Millionen Euro fördert. Bei einem Fachgespräch im Rathaus von Paderborn wurde deutlich, dass das Projekt NeMo.bil das Potenzial bietet, die Mobilität im ländlichen Räumen zu revolutionieren. Die NeMo-Initiative bietet wertvolle Ansätze, um die On-Demand-Mobilität im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) skalierfähig zu machen.
Im Zentrum von NeMo stehen Entwicklung und Umsetzung eines elektromobilen, schwarmartigen Mobilitätssystems, das den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ergänzen und revolutionieren kann. An zentralen Knotenpunkten werden Hubs als Mobilitäts-Energie-Schnittstellen aufgebaut. Die Fahrten erfolgen individuell nach Bedarf und verlaufen ohne Unterbrechungen sowie ohne Wechsel des Fahrzeugs vom Start- zum Zielpunkt. Dadurch wird ein individueller öffentlicher Nahverkehr komfortabel und sozial gerecht realisiert. Mit Blick auf den zentralen Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Region Paderborn optimal für eine Pilotumsetzung geeignet, weil hier mehr Strom regenerativ erzeugt als verbraucht wird.
Automatisierte, elektrifizierte Klein-Fahrzeuge (Cabs), die die ersten und letzten Meilen bedienen, vereinen sich auf längeren Strecken zu einem Konvoi, der von einem größeren automatisierten elektrisch angetriebenen Fahrzeug (Pro) gezogen wird. Die Cabs werden maximal 450 Kilogramm plus Batterie wiegen und Platz für bis zu vier Personen bieten. Die Pros dienen auch als mobile E-Ladesäule und ermöglichen so im Konvoi höhere Reichweiten und Geschwindigkeiten. Durch die Kombination der beiden Fahrzeuge soll das Gesamtsystem eine bisher unerreichbare energetische Effizienz erzielen.
Das Fachgebiet Leistungselektronik und Elektrische Antriebstechnik (LEA) des Instituts Elektrotechnik (EIM-E) übernimmt u.a. die Neukonzeption der Ladestränge von Cab- und Pro-Fahrzeug um ein neuartiges mobiles, bidirektionales Ladesystem zu erhalten, welches insbesondere auch die besonderen Ladeszenarien während der Konvoi-Fahrt ermöglicht. Diese erlauben es, die Antriebsbatterie der leichten Cab-Fahrzeuge ausgesprochen klein und gewichtsarm auszulegen, da eben während der gemeinsamen Überlandfahrt spezifische Cabs gezielt nachgeladen werden können. Darüber hinaus widmet sich LEA der Optimierung des elektrischen Antriebs der Fahrzeuge, vor allem im Hinblick auf deren spezifische Einsatzprofile, wie der charakteristischen Konvoi-Fahrt.
Mitte Juli ist nun ein nahezu vollständig aufgebautes Cab („Rolling Chassis“) als erster Prototyp vom Projektpartner Inyo Mobility GmbH an LEA geliefert worden. Dieser Fahrzeug-Prototyp, mit später vier Sitzplätzen und dann autonom fahrend, dient als Basis und Versuchsträger u.a. für die Neukonzeptionierung des Ladestrangs hin zum mobilen, bidirektionalen Ladesystem. Aber auch weitere leistungselektronische On-Board-Komponenten sollen dort praktisch erprobt und zuvor kommunikativ vernetzt werden (zunächst via CAN). Nicht zuletzt werden mit dieser Fahrzeugplattform auch 2 verschiedene elektrische Antriebssysteme getestet und die Implementierung der Rekuperation (Rückgewinnung der elektrischen Bremsenergie) vollzogen und optimiert.
An dem Fachgespräch unter Leitung von Minister Habeck nahmen Christoph Rüther (Landrat Kreis Paderborn, für Kommunen und Aufgabenträger), Jonathan Behm (Neue Mobilität Paderborn e.V., Netzwerk für Mobilitätsökosysteme), Frank Köster (DLR, Wissenschaft Daten und Digitalisierung), Marcus Zwick (INYO Mobility GmbH, Konsortialführer NeMo.bil, Fahrzeug-OEM), Mario Nowack (Leipziger Verkehrsbetriebe, Projektleiter ABSOLUT, ÖPNV-Betreiber), Michael Walther (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in NRW), Michael Dreier (Bürgermeister Stadt Paderborn), Norika Creuzmann (Landtagsabgeordnete NRW) und Stephan Melzer (msg systems AG, Unternehmen Daten und Digitalisierung) teil. Die Fachbegleitung gestalteten Ernst Stöckl-Pukall und Stefan Heidemann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Bundesminister Habeck: „Es ist eine zentrale Aufgabe, Mobilität für alle und diese auch im ländlichen Raum zu ermöglichen und damit die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu stärken. Autonome On-Demand-Shuttle werden hier einen wichtigen Beitrag leisten können. Das Projekt der Neuen Mobilität ist eine der vielversprechendsten Mobilitätsinitiativen in Deutschland. Ziel ist es jetzt, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die schnell in die Breite und überregionale Umsetzung kommen."